– Gremium hält trotzdem an den Plänen fest
Von Frank Goertz Erstellt: 11. November 2016, 00:00 Uhr
Der Illinger Gemeinderat hatte die Reißleine schon in der Hand, sie dann aber doch nicht gezogen. Das Problem: Die neue Mensa an der Schule wird deutlich teurer als geplant.
Illingen. Ursprünglich ist die Gemeinde davon ausgegangen, dass der Einbau der Mensa in das Untergeschoss der Karl-Wengert-Schule etwa 1,7 Millionen Euro kosten wird. Zwei Drittel davon sollten allerdings durch Zuschüsse des Landes gegenfinanziert werden.
Architekt Martin Großmann hatte indes schon vor einem Jahr bei der Vorstellung der Kostenschätzung darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um eine Baumaßnahme im Bestand handelt, bei der man immer mit Überraschungen rechnen müsse. Und genau diese Überraschungen sind jetzt eingetreten.
Nach der neuesten Berechnung betragen die Kosten nun fast 2,4 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde würde bei einer maximalen Förderung durch das Land, die allerdings noch nicht gewährleistet ist, 1,3 Millionen Euro betragen. Damit wäre der Eigenanteil der Gemeinde nur unwesentlich niedriger als die Kosten für einen Neubau der Mensa am Nordbau, der etwa 1,4 Millionen Euro kosten würde und von der Schulleitung favorisiert wird. Ursprünglich hatte auch der Gemeinderat für diese Variante votiert, dann aber einen Rückzieher gemacht, nachdem sich herausgestellt hat, dass diese Baumaßnahme im Gegensatz zum Umbau in der Karl-Wengert-Schule nicht förderfähig ist. Durch die neue Entwicklung wären für die Gemeinde beide Varianten – Neubau ohne Zuschuss oder Umbau mit Zuschuss – in etwa gleich teuer. Folglich stellten einige Gemeinderäte auch die Frage, ob man das Fass nicht noch einmal ganz neu aufmachen sollte. Dann wären allerdings rund 140000 Euro, die schon für die neue Mensa verbuddelt beziehungsweise für eine Stützmauer beauftragt sind, für immer versenkt.
„Wir haben mit dem Bau noch gar nicht so richtig angefangen. Womöglich stoßen wir noch auf weitere Leichen“, befürchtete Grünen-Sprecher Peter Pförsich. Das könne er im Moment auch nicht ausschließen, wollte Architekt Martin Großmann auch nicht widersprechen. Allerdings hatte er vorher deutlich gemacht, dass die Bausubstanz der Karl-Wengert-Schule grundsätzlich in Ordnung sei. Sie sei allerdings Ende der 40er Jahre gebaut worden, als Zement kontingentiert und die Zuschlagstoffe auch nicht immer ganz sauber waren. Deshalb müssten die Umbauarbeiten statisch filigraner ausgeführt werden, was höhere Kosten verursache.
Ein weiteres Problem: Sollten noch weitere Überraschungen auftauchen, ist das Land für diese nicht mehr mit im Boot. Die Gemeinde müsste also die Beträge, die über die zur Förderung angemeldeten Kosten hinausgehen, komplett aus eigener Tasche bezahlen. Wobei noch nicht einmal klar ist, wie hoch die Förderung sein wird. Hauptamtsleiter Sven Holz sieht die im Raum stehenden 66 Prozent als Maximalzuschuss.
Im Getuschel der Gemeinderäte machten dann immer wieder die Begriffe „Stuttgart 21“ oder „Elbphilharmonie“ die Runde, und Peter Pförsich bemühte das alte Sprichwort der Dakota-Indianer: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steige ab.“
Andere Gemeinderäte, darunter UBL-Sprecherin Ingeborg Beller, sind weiterhin der Ansicht, dass der Mensa-Standort in der Karl-Wengert-Schule nach wie vor die richtige Wahl ist. Das Untergeschoss der Schule müsse sowieso über kurz oder lang saniert werden. Eine Mensa sei gleichzeitig genau die richtige Nutzung. Schon vor einem Jahr hatte Beller bei der Standort-Debatte darauf hingewiesen, dass eine Mensa in einem Bestandsbau die nachhaltigste Lösung sei. So müssten keine Flächen versiegelt und Bäume gefällt werden.
SPD-Sprecher Klaus Kluge wollte sich dem Argument offenbar nicht verschließen, gleichzeitig treiben ihm die Kosten und die Ungewissheit über die Höhe des Zuschusses vom Land die Sorgenfalten auf die Stirn. Deshalb beantragte er, erst einmal den endgültigen Zuschussbescheid abzuwarten und dann neu zu kalkulieren.
Diesen Zwischenstopp wollte Andreas Scheuermann (CDU) allerdings nicht einlegen. Weil er vom Mensa-Standort in der Karl-Wengert-Schule nach wie vor überzeugt ist, lautete sein Antrag, trotz Kostensteigerungen an dem Projekt festzuhalten – und er fand damit die nötige Mehrheit im Gremium.