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Hospizbau im Plattenwald startet

Veröffentlicht in Wahlkreis


Bildquelle: www.hospiz-der-gezeiten.de

Der Verein "Hospiz der Gezeiten e.V." hat sich zum Ziel gesetzt, im Personalwohnheim des Klinikums am Plattenwald Räume für ein Hospiz mit sechs Betten umzubauen. Über 130.000 Euro het der Verein bereits an Spenden gesammelt. Am 17. September fand nun der Startschuss zu den Umbauarbeiten mit einer Feierstunde statt, im Rahmen derer Reinhold Gall MdL eine Festrede hielt.

Wer den Verein unterstützen will, kann sich auf dessen Homepage informieren.

"Sehr geehrter Herr Diakon Meyer,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Dolderer,
liebe MMitglieder des Vereins "Hospiz der Gezeiten",
werte Gäste,

"Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben geben". Getreu diesem Sinnspruch entsteht hier im Personalwohnheim des Klinikums am Plattenwald das zweite Hospiz im Landkreis Heilbronn. Aber was bedeutet das nun, "Nicht dem Leben mehr Tage geben"? Was steckt hinter diesen Worten, die doch eigentlich dem Streben der Menschen, möglichst lange am Leben zu bleiben, diametral entgegen stehen?

Ich glaube, der Satz "Nicht dem Leben mehr Tage geben" bringt den Wunsch von immer mehr Menschen zum Ausdruck, die gegenüber ihren engsten Verwandten, ihrem Arzt oder in einer Patientenverfügung erklären, dass sie im Ernstfall lebensverlängernde oder lebenserhaltende Maßnahmen ablehnen. Dass sie, wenn sie spüren, dass ihr Leben dem Ende zugeht, diesen Weg auch gehen wollen. Diesen letzten Weg gehen wollen, so wie er für sie vorgezeichnet ist. Das war nicht immer so. Mit dem medizinischen Fortschritt kam - und ich glaube, das ist auch ganz natürlich - der Wunsch, alles was möglich ist, auch einzusetzen oder anzuwenden. Erst nach und nach entstand das Bewusstsein, dass es beim Leben und bei seiner Dauer nicht hauptsächlich um die Länge, sondern vor allem um die Qualität gehen soll. Also nicht um jeden Preis dem Leben mehr Tage geben, sondern die Tage, die einem geschenkt sind, mit mehr Leben, mit besserem Leben füllen.

Aber: Leben und Hospiz - passt das überhaupt zusammen? Ich meine ja. Ein Hospiz ist kein dunkler Ort, an dem alle still sein müssen und niemand lachen oder fröhlich sein darf. Wer einmal Menschen erlebt hat, die sich ihres nahen Todes bewusst sind, der weiß auch, dass diese nicht die ganze Zeit aufs Tiefste betrübt sind, weinen oder Angst haben. Dass auch ihre Stimmung rasch umschlagen kann. Zum Beispiel von Bedrückung zu Dankbarkeit. Dankbarkeit für schöne Stunden, die man an einem Tag ohne Schmerzen im Kreis der Familie verbringen darf, obwohl es einem am Tag davor richtig schlecht ging. Dankbarkeit für schöne Momente in seinem Leben, für das, was man erleben durfte und für alle positiven Dinge, die man erfahren hat. Dankbarkeit, dass da jemand ist, der einem Halt gibt. Das ist bei vielen Gott und der Glaube, bei anderen sind es enge Angehörige und Freunde, für wieder andere wird es künftig der Platz und die Fürsorge hier im Hospiz der Gezeiten sein. Und deswegen ist es kein Widerspruch, wenn wir sagen: Ja, Leben im Hospiz, das ist möglich, auch hier wird den Tagen - den letzten Tagen - mehr Leben gegeben.

Wenn es nach dem Startschuss losgeht mit den Umbauarbeiten am Plattenwald, werden hier nicht nur sechs helle, gemütliche Zimmer in freundlichen Farben und barrierefreie Badezimmer entstehen. Hier entsteht weit mehr als nur etwas Bauliches. Mit dem heutigen Baubeginn wird der Weg frei für eine Einrichtung, die eine Lücke in der medizinischen Landschaft unserer Raumschaft nicht schließt, aber zumindest kleiner werden lässt. Es entsteht ein Raum, in dem Menschen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden, Geborgenheit und ein letztes Zuhause finden. Es entsteht eine Anlaufstelle für Angehörige, die vielleicht selbst überfordert sind und hier Hilfe finden. Es entsteht am Plattenwald also nicht nur etwas Materielles, sondern auch etwas Ideelles.

Lieber Herr Diakon Meyer, liebe Mitglieder des Friedrichshaller Hospizvereins,
Sie haben für die Renovierung der Räume, in denen Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet werden sollen, bereits über 130.000 Euro an Spenden gesammelt. Das ist auf der eine Seite eine beindruckende bürgerschaftliche Leistung. Sowohl von Ihnen, die diesen Prozess initiiert haben, als auch von denen, die dieses Geld gespendet haben. Dafür meinen Dank und meine Anerkennung.

Gleichzeitig ist es aber auch ein Fingerzeig für diejenigen, die im Gesundheitswesen und in der Gesundheitspolitik Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. Ein Fingerzeig darauf, dass für den Aufbau eines Hospizes keine öffentlichen Fördergelder zur Verfügung stehen. Während Krankenkassen und Pflegeversicherung einen Großteil der Kosten für die Unterbringung todkranker Menschen übernehmen, ist die Einrichtung eines Hospizes nur möglich, wenn es Menschen wie Sie gibt, die dies zu ihrem ureigenen Projekt machen. Wenn man bedenkt, dass sich immer mehr Menschen auf ihrem letzten Weg eine Begleitung unter palliativen Bedingungen wünschen, dass es aber auch immer häufiger der Fall ist, dass dies nicht oder nur zum Teil im Familienverbund geleistet werden kann, dann liegt auf der Hand, dass die Arbeit der Hospizbewegung zunehmend wichtiger wird.

Einhergehend damit wird die Gesellschaft nicht darum herum kommen, sich mit der Finanzierung des Baus und der Einrichtung von Hospizen zu beschäftigen. Hier ist insbesondere der Bundesgesetzgeber gefragt. Initiativen wie die von "Hospiz der Gezeiten", die Tatsache, dass mit Bürgermeister Peter Dolderer das Stadtoberhaupt von Bad Friedrichshall die Schirmherrschaft dieses Vereins übernimmt und sich damit zur Wichtigkeit dieses Themas bekennt, aber auch Feierlichkeiten wie die heutige tragen dazu bei, dass die Hospizbewegung mehr Öffentlichkeit bekommt. Dass das Thema Eingang erhält in die gesellschaftliche Debatte und dass somit mehr Menschen dafür sensibilisiert werden. Das ist aus zwei Gründen gut: einerseits werden sich dadurch noch mehr Menschen als bisher mit ihren eigenen Vorstellungen vom Sterben auseinandersetzen. Andererseits kann eine breite Öffentlichkeit auch dazu führen, dass Sie neue Unterstützung erhalten.

Bevor ich zum Schluss komme, darf ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass nicht nur der Umbau der Räume ohne Komplikationen vonstatten geht, sondern dass es auch gelingt, das noch benötigte Geld für die Ausstattung derselben zu sammeln. Möge die heutige Veranstaltung dazu beitragen. Zudem wünsche ich Ihnen, dass Sie weitere aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden und dass es Ihnen gelingt, die Personalstellen, die im "Hospiz der Gezeiten" entstehen werden, mit engagiertem und feinfühligen Personal zu besetzen, geht es doch um eine der sensibelsten Aufgaben in unserer Gesellschaft, nämlich sterbende Menschen und deren Angehörige auf dem letzten Lebensabschnitt zu begleiten.Meine Frau ist Krankenschwester, übrigens auch hier am Plattenwald, und ich weiß, dass die Arbeit im Krankenhaus, in der Pflege oder in einem Hospiz keine einfache ist und das die Beschäftigen starken körperliche und psychischen Belastungen ausgesetzt sind.

Franceso Petrarca, ein italienischer Dichter und Gelehrter des 14. Jahrhunderts, hat zum Thema Tod in einer seiner Schriften formuliert: „Ein schönes Sterben ehrt das ganze Leben.“ Heute würden wir wahrscheinlich sagen: "Ein würdiges Sterben, ehrt das ganze Leben" und Initiativen wie das Hospiz der Gezeiten tragen in nicht unerheblichem Maße dazu bei, dass Menschen in Würde sterben können.

Dafür noch einmal meinen Dank und meinen Respekt und für Ihre weitere Arbeit von Herzen alles Gute."

(es gilt das gesprochene Wort)

 

Homepage Reinhold Gall MdL

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