SPD Illingen / Schützingen

 

Katja Mast im PZ-Interview: "Ich halte es für mehr als schwierig, was CDU und CSU jetzt drei Wochen lang gemacht haben."

Veröffentlicht in Bundespolitik

PZ: Frau Mast, vor drei Jahren hat die SPD Transitzentren rundweg abgelehnt. Jetzt hat sie Transferzentren zugestimmt. Transit – Transfer: Ist das nicht nur Wortklauberei?

Katja Mast: Wir haben jetzt ein Verfahren für fünf Flüchtlinge am Tag an insgesamt drei Grenzübergängen zu Österreich beschlossen. Sie sollen dort für maximal 48 Stunden in Räumen der Bundespolizei aufgenommen werden. Damals ging es darum, geschlossene Lager in Grenznähe neu aufzubauen, in denen 40 000 Menschen unterkommen sollten. Dazu wäre eine Gesetzesänderung notwendig gewesen, was jetzt nicht der Fall ist.

Wie ist die Größenordnung von fünf Flüchtlingen pro Tag angesichts der mehrwöchigen Unions- und Koalitionskrise, die dadurch ausgelöst wurde, der Bevölkerung vermittelbar?

Ich halte es für mehr als schwierig, was CDU und CSU jetzt drei Wochen lang gemacht haben. Sie haben ja nicht nur eine Koalitionskrise und eine Parteischwesterkrise herbeigeführt, sondern vor allem jeden einzelnen Bürger in Deutschland und in ganz Europa in Mithaftung genommen. Deshalb bin ich froh, dass es Olaf Scholz und Andrea Nahles gelungen ist, die Koalition wieder zur Sacharbeit zurück zu bringen.

Apropos Sacharbeit: Die inhaltlichen Erfolge, die die SPD für sich ja auch dieses Mal wieder – Stichwort Einwanderungsgesetz – verbuchen kann, schlagen sich in der Wählergunst nicht nieder. Brüllen die Genossen zu leise?

Ich habe in den vielen Jahren meiner politischen Arbeit gelernt, dass nicht jede Umfrage das ist, was am Ende rauskommt.

Dennoch ist es bemerkenswert, dass die SPD von dem landauf, landab als unsäglich bewerteten Unionsstreit in keinster Weise profitieren kann. Sie verharrt in Umfragen bei 18 Prozentpunkten. Woran liegt das?

Die SPD hat bei diesem Konflikt gezeigt, dass man zusammenstehen muss, wenn es darum geht, gute Politik für Deutschland zu machen. Wir führen keine öffentlichen Debatten um innerparteiliche Diskussionen. Wir tauschen uns nicht über die Presse aus, sondern versammeln uns hinter der Linie der Parteiführung und des Vizekanzlers. Dadurch wird die Wahrnehmung, wofür die SPD steht, gestärkt. Es ist wichtig, dass wir als SPD immer wieder klarmachen, dass wir uns um die Alltagssorgen und -probleme der Menschen kümmern: Rente, Lohn, Pflege, Kitas. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch in der Öffentlichkeit in die Konflikte über genau diese Themen gehen, damit wahrnehmbar ist, wo wir überhaupt Politik gestalten.

Trotz der bundespolitischen Einigung: Wie wertvoll ist sie, wenn der nun beschlossenen Abweisung der bereits in einem anderen Land registrierten Flüchtlinge keine Rückführung folgen kann? Österreich und Italien wollen die Menschen nicht aufnehmen.

Jetzt ist das Verhandlungsgeschick von Bundesinnenminister Horst Seehofer gefragt ...

... der aber die Verantwortung dafür schon in die nächst höhere Etage weitergegeben hat, indem er sagte: Die bilateralen Abkommen seien so komplex, dass sie auf Staats- und Regierungschef-Ebene geschlossen werden müssten.

Horst Seehofer hat als Fachminister zuerst mal alle Karten in der Hand. Er hat die personelle Ausstattung dafür und er hat die Verantwortung, übrigens auch für die Abschiebung von Gefährdern. Das muss alles in seinem Ministerium gebündelt werden. Nach den anstrengenden Wochen, in denen die Demokratie auch ein stückweit Schaden genommen hat, ist es jetzt wichtig, dass er in Demut zeigt, dass er diese Aufgaben lösen kann.

Auch die im Fünf-Punkte-Plan der SPD geforderte bessere Verteilung der Flüchtlinge auf andere EU-Staaten dürfte sich schwierig gestalten. Ungarns Ministerpräsident Victor Orban hat erst am Donnerstag wieder unmissverständlich deutlich gemacht, dass sein Land niemanden aufnehmen wird.

Gerade Horst Seehofer hat, wie er auch schon mehrfach öffentlich dokumentiert hat, hervorragende Beziehungen zu Herrn Orban und ich freue mich, wenn er das für die ganze Bundesrepublik auch nutzt.

 

PZ-Interview vom 07.07.2018
mit Katja Mast MdB
Stv. Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion

 

Homepage Katja Mast MdB

Katja Mast Unsere Frau in Berlin

 

Jetzt Mitglied werden

 

Shariff

 

WebsoziInfo-News

14.05.2024 19:47 Dagmar Schmidt zum Mindestlohn
Unser Land ist kein Billiglohnland Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns ausgesprochen. Richtig so, sagt SPD-Fraktionsvizin Dagmar Schmidt. Gerade jetzt sei es wichtig, soziale Sicherheit zu festigen. „Der Vorstoß des Kanzlers zur Erhöhung des Mindestlohns ist absolut richtig. Denn die Anpassung des Mindestlohns in diesem und im nächsten Jahr ist… Dagmar Schmidt zum Mindestlohn weiterlesen

13.05.2024 19:48 Mast/Wiese zum AfD-Urteil des OVG Münster
AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall bestätigt Das OVG Münster hat entschieden: Die Einstufung der AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall durch das Bundesamt für Verfassungsschutz ist rechtmäßig. Eine klare Botschaft für den Schutz unserer Demokratie und ein Beleg für die Wirksamkeit unseres Rechtsstaats. „Das OVG Münster hat klar und unmissverständlich die Einstufung der AfD als Verdachtsfall durch das… Mast/Wiese zum AfD-Urteil des OVG Münster weiterlesen

06.05.2024 16:57 Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden
Im Februar 2024 ist der europäische Digital Services Act vollständig in Kraft getreten. Die Medienkommission des SPD-Parteivorstandes setzt sich für eine wirksame Umsetzung ein. Heike Raab und Carsten Brosda erklären nach ihrer Sitzung am 06. Mai 2024 dazu: „Mit dem europäischen Digital Services Act (DSA) sollen Sicherheit und Transparenz im digitale Raum verbessert werden.  Dazu… Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden weiterlesen

04.05.2024 21:14 Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit
Pressefreiheit unter Druck Die Pressefreiheit ist ein wichtiger Baustein unserer Demokratie. Der internationale Tag der Pressefreiheit macht auf die aktuellen Missstände und Bedrohung auf unabhängigem Journalismus weltweit aufmerksam. Auch hierzulande müssen wir Pressevertreter:innen wirksam schützen, sagt Helge Lindh. „Die freie Berichterstattung ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und ein unveräußerliches Grundrecht – nicht nur am Tag… Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit weiterlesen

25.04.2024 07:25 Präsentation der Europawahl-Kampagne mit Katarina Barley und Kevin Kühnert
Die Spitzenkandidatin Katarina Barley stellt gemeinsam mit Generalsekretär Kevin Kühnert die Europawahl-Kampagne der SPD vor. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Plakatmotive im Fokus der Kampagnenpräsentation. Die Präsentation findet statt am Donnerstag, den 25. April 2024 ab 14:30 Uhr Sei Live dabei: https://www.youtube.com/watch?v=RKixH1Am-GA

Ein Service von info.websozis.de